Kroatien - eine unerwartete Erfolgsgeschichte

Gehen wir einfach mal zurück in die 90er Jahre des vergangenen Jahrtausends: Man sah für das kroatische DSD-Programm über die im Programm befindlichen fünf Sprachdiplom-Schulen hinaus kaum noch Entwicklungsmöglichkeiten. Knapp 25 Jahre später können Schülerinnen und Schüler an 51 kroatischen Schulen zum Deutschen Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz antreten. Das taten im Jahr 2024 841 Lernende beim DSD I und 391 im DSD II. Damit zählt Kroatien zu den weltweit stärksten DSD-Programmen, insbesondere wenn man die Einwohnerzahl des Landes berücksichtigt.

Gelebte Partnerschaft

Gibt es ein Erfolgsrezept? Vielleicht, dass die Programmentwicklung von Anfang an im engen Kontakt mit den engagiertesten Deutschlehrerinnen und wenigen nicht minder engagierten Deutschlehrern stattgefunden hat. Dies beginnt bei der Aufnahme einer Schule ins Programm und endet damit, dass alle Unterrichtsmaterialien für den DSD-Unterricht gemeinsam mit den kroatischen Lehrkräften entwickelt und evaluiert, dass alle Fortbildungsveranstaltungen, alle Sprach- und Projektcamps gemeinsam geleitet und durchgeführt werden.

Eigenes DSD-Fach

Der Unterricht wird ganz überwiegend von kroatischen Lehrkräften durchgeführt. Und hier kommt das kroatische Bildungsministerium ins Spiel. Dieses hat die Einrichtung des zweistündigen fakultativen Faches Deutsche Sprache - Unterricht für das Deutsche Sprachdiplom an den Mittelschulen erlaubt und bezahlt die hierfür nötigen Lehrkräfte. Das wären, wenn man alle DSD-Unterrichtsstunden zusammenzählt, gut 20 in Vollzeit beschäftigte kroatische Lehrerinnen und Lehrer.

Und Probleme gibt es keine?

Natürlich gibt es Probleme: sinkende Schülerzahlen insgesamt, vor allem aber geringe Deutschkenntnisse bei den Lernenden zu Beginn der Mittelschule. Mit einem schwachen A1 zu Beginn der 9. Klasse wird es eng, wenn man in vier Jahren mit oft nur zwei Stunden obligatorischem und zwei Stunden fakultativem Deutschunterricht die DSD-Prüfung schaffen will. Es geht dann häufig um ein oder zwei Punkte, die über Bestehen oder Durchfallen entscheiden. Und Ereignisse wie Corona wirken sich besonders negativ aus. Aber es gibt Hoffnung: Demnächst soll die zweite Fremdsprache ab der 4. Klasse obligatorisch unterrichtet werden – wenn die Ganztagsgrundschule flächendeckend eingeführt wird. Dann können wir vielleicht mit A2 im DSD-Eingangsunterricht rechnen und alles wird leichter.

Dr. Ulrich Dronske ist mit dem DSD-Programm in Kroatien bestens vertraut: Er lernte es zunächst 2001 bis 2004 als Landesprogrammkraft am XVIII. Gimnazija Zagreb kennen, um es dann gleich zweimal als ZfA-Fachberater für Deutsch von Zagreb aus zu betreuen: von 2004 bis 2008 und von 2016 bis zu seiner Pensionierung 2021. Von 2013 bis 2016 war Dr. Ulrich Dronske in der ZfA im DSD-Fachbereich tätig. Zusätzlich verantwortetet er auch das Auslandsschulmagazin BEGEGNUNG für einige Jahre als Herausgeber.

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Stand 24.09.2024