Blitzlicht Ungarn

Aus klein wird groß: Deutsches Lehrerentsendeprogramm in Ungarn

In Ungarn begann die Geschichte des DSD in einer kleinen Stadt an der Donau, südlich von Budapest: in Baja, deutsch Frankenstadt. Baja gehört zum nördlichen Teil der Batschka, einer Agrarregion im Südosten Mitteleuropas, die nach der Vertreibung der Osmanen ab 1699 von deutschen Einwanderern besiedelt wurde - den sogenannten Donauschwaben, die über die Donau aus Süddeutschland dorthin gelangten.

Von der Nachkriegszeit bis zum DSD

Obwohl nach dem zweiten Weltkrieg viele Deutsche vertrieben wurden, blieb eine substanzielle deutsche Minderheit in Ungarn zurück, in den Dörfern und Städten entlang der Donau und vor allen Dingen in kleinen Dörfern und Städten weitab der städtischen Ballungsräume. Sie organisierte sich in Minderheitsvereinen, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs energisch darum kämpften, dass Deutschland sie unterstützte, mit dem Bau von Vereinshäusern und finanzieller Unterstützung für die Aktivitäten der Deutschen Minderheit. Vor allen Dingen ging es aber um die Wiederbelebung der deutschen Sprache - wofür aus Deutschland vermittelte Lehrerinnen und Lehrer einen wichtigen Beitrag leisten sollten. Das war die Geburtsstunde des deutschen Lehrerentsendeprogramms in Ungarn.

Über 100 deutsche Lehrkräfte waren zeitweise in Ungarn tätig, von der Grundschule bis zur Universität. Um für die Arbeit an den Schulen ein Ziel zu haben, wurde ab Anfang der neunziger Jahre auf das DSD II hingearbeitet. In Baja fanden 1995 die ersten DSD II Prüfungen in Ungarn statt. Viele andere Schulen in Mittelost-, Ost-, und Südosteuropa, später auch über diese Region hinaus, schlossen sich der ungarischen Erfolgsgeschichte an.

Fruchtbarer Boden für das DSD

Der besondere Erfolg des DSD in Ungarn liegt bis heute daran, dass die Institutionen der deutschen Minderheit verlässliche Partner im Land geblieben sind. Das DSD I-Länderprojekt Ungarn wird seit 2010 von Baja aus geleitet und durchgeführt. Aus der Deutschen Schule Baja und dem angeschlossenen Ungarndeutschen Bildungszentrum ist ein Leuchtturm des Deutschunterrichts in Ungarn geworden, die Schule selbst wurde inzwischen vom Auswärtigen Amt als offizielle Deutsche Auslandsschule anerkannt und in einem ihrer Zweige kann sogar das deutsche Abitur abgelegt werden.

Die Minderheitenpolitik Ungarns sichert der ungarndeutschen Minderheit den direkten Kontakt mit dem dortigen Bildungsministerium, was Verhandlungen über alle Fragen deutsch-ungarischer kultureller Zusammenarbeit erleichtert.

Ich bin von 2014 bis 2017 ZfA-Fachberater für Deutsch in Ungarn gewesen und habe selbst erlebt, wie harmonisch die Zusammenarbeit mit den ungarischen Behörden verlief, manchmal auch ganz ausdrücklich durch die Vermittlung der Ungarndeutschen. Aus klein wird groß: Heute gibt es in Ungarn drei Deutsche Auslandsschulen und 42 Sprachdiplomschulen.

Der Deutsch- und Englischlehrer Heinrich Heinrichsen kam Anfang der neunziger Jahre als Landesprogrammlehrer in Ungarn mit dem Auslandsschulwesen in Kontakt.

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Stand 01.10.2024