Studieren in Deutschland mit dem Studienticket DSD

Ziel vieler DSD-Absolventinnen und -Absolventen ist ein Studium in Deutschland. Die ZfA unterstützt sie dabei mit dem "Studien- und Berufsticket DSD". Anlässlich des 50-jährigen DSD-Jubiläums sprach die ZfA mit Gerd Fennefrohn. Er war viele Jahre für das Auslandsschulwesen im Einsatz und leitet seit 2018 das Studienkolleg Mittelhessen.

Das Ticket für ein Studium in Deutschland halten die Absolventinnen und Absolventen mit dem DSD-Diplom schon in der Hand. Ist das wirklich so einfach, Herr Fennefrohn?

Ja und Nein. Viele von ihnen, besonders aus europäischen Ländern, haben mit dem DSD in der Tat schon ein Ticket und können gleich mit einem Fachstudium beginnen. DSD-Alumni aus vielen anderen Ländern müssen aber oft noch ein Studienkolleg besuchen, bevor Sie ein Fachstudium in der gewählten Fachrichtung aufnehmen können. Der Grund ist, dass die Schulzeit in ihren Heimatländern kürzer ist als in Deutschland und sie damit noch nicht ausreichend fachlich und methodisch auf das Studium vorbereitet sind. Diese Absolventinnen und Absolventen haben daher noch nicht das Ticket in der Hand.

Welchen Mehrwert bietet das DSD der Kultusministerkonferenz (KMK) den Absolventinnen und Absolventen?

Die DSD-Absolventinnen und -Absolventen beherrschen die deutsche Sprache vorzüglich. Damit ist der Grundstein für die Aufnahme eines erfolgreichen Studiums an einer deutschen Hochschule gelegt. Sie sind aber nicht nur mit der deutschen Sprache vertraut, sondern kennen sich auch sehr genau in der Kultur und Landesgeschichte der deutschsprachigen Länder aus, was den Einstieg in den (studentischen) Alltag erleichtert. Zudem haben sie die Möglichkeit an einem Aufnahmetest für derzeit 14 Studienkollegs im Heimatland teilzunehmen. Für sie gibt es deutliche Erleichterungen bei der Visavergabe und Erleichterungen bei der Bewerbung für das Studienkolleg. Die DSD-Alumni können Vollstipendien bzw. Motivationsstipendien erhalten.   

Wie arbeiten Sie genau mit der ZfA zusammen?

Besonders wichtig ist natürlich unser gemeinsames Aufnahmeverfahren der Studienkollegs. Durch dieses Verfahren haben die DSD-Schülerinnen und -Schüler die Möglichkeit an einem Aufnahmetest für derzeit 14 Studienkollegs im Heimatland teilzunehmen, welchen die ZfA in Kooperation mit den Studienkollegs extra für die DSD-Schulen organisiert.

Grundsätzlich ist es schwierig einen Platz am Studienkolleg zu erhalten, da es insgesamt zu wenig Plätze gibt. Die Studienkollegs halten aber stets ein Kontingent an Plätzen für diese Gruppe vor. Durch dieses Aufnahmeverfahren wissen die Schülerinnen und Schüler bereits in ihrem letzten Schulhalbjahr, ob sie einen Platz am Studienkolleg erhalten.

Wir arbeiten aber bereits vor dem Aufnahmetest eng mit den ZfA-Fachberatungen und den Studienberatungen der Deutschen Auslandsschulen zusammen. So organisieren einige Kollegs digitale Informationsveranstaltungen, bei denen die Schülerinnen und Schüler ausführlich über das Studienkolleg und den jeweiligen Studienstandort informiert werden. Neben diesen digitalen Veranstaltungen finden teilweise auch Besuche von Mitarbeitenden der Studienkollegs an einzelnen DSD-Schulen und Besuche von DSD-Schülerinnen und DSD-Schülern am jeweiligen Hochschulstandort statt.

Herr Fennefrohn, Sie haben selbst für einige Jahre als ZfA-Fachberater für Deutsch in Sankt Petersburg gearbeitet und zahlreiche junge Menschen zum DSD geführt. Wie schätzen Sie deren Erfolgsaussichten an einer deutschen Hochschule ein?

Ich empfinde es als großen Glücksfall, dass ich die jungen Menschen, die ich früher zusammen mit vielen Lehrkräften auf ein Studium in Deutschland bzw. auf das Studienkolleg vorbereitet habe, nun in Deutschland weiter ausbilden kann. Durch meine Arbeit am Studienkolleg kann ich feststellen, dass die Erfolgsaussichten der „DSLer“ im Vergleich zu anderen Personengruppen überdurchschnittlich gut sind. Die DSD-Alumni sind vorzüglich ausgebildet und sehr motiviert. Meine Erfahrung ist, dass die meisten sehr erfolgreich einen Abschluss an einer Hochschule ablegen. Eine Studie an der Universität Marburg belegt, dass die Absolventinnen und Absolventen des Studienkollegs im Schnitt mehr Erfolg im Studium hatten als die ohne ein Vorbereitungsjahr.

In welchen Bereichen könnte Ihrer Ansicht nach der Wechsel zum Studium in Deutschland noch erleichtert werden?

Die Visavergabe führt immer wieder zu Problemen. Obwohl es für die-DSD-Alumni ein vereinfachtes Visaverfahren gibt, so kommt es dennoch auch bei diesen immer wieder zu Verzögerungen bei der Visavergabe.

Aufgrund der Hochschulautonomie in Deutschland sind die Bewerbungsmodalitäten an den einzelnen Hochschulen sehr unterschiedlich. Besonders mit Blick auf Bewerbungen aus dem Ausland wären einheitlichere Verfahren wünschenswert.

Die Tatsache, dass mit den DSD-Alumni, die ihre Deutschkenntnisse bereits während der Schulzeit erworben haben, sehr junge, teilweise noch minderjährige Menschen zu uns kommen, erfordert eine besonders intensive Betreuung. Wir bemühen uns am Studienkolleg sehr, die neuen Studierenden im Alltag und beim Lernen zu unterstützen, was einen hohen personellen Aufwand bedeutet. Hierfür würden wir uns mehr finanzielle Unterstützung wünschen.

Herr Fennefrohn, vielen Dank für dieses Gespräch.

Gerd Fennefrohn war zunächst Bundesprogrammlehrer in Sewastopol (Ukraine) von 1999 bis 2001, dann Gymnasiallehrer in Bayern (Würzburg, Tutzing) von 2001 bis 2009, arbeitete als Fachschaftsberater an der Schule 506 in St. Petersburg von 2009 bis 2012 und als ZfA-Fachberater/Koordinator für Deutsch ebenfalls in St. Petersburg von 2012 bis 2018.

Gerd Fennefrohn leitet das Studienkolleg Mittelhessen seit 2018, er ist damit zuständig für die Justus-Liebig-Universität in Gießen, die Technische Hochschule Mittelhessen in Gießen und die Philipps-Universität in Marburg.

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Stand 10.10.2024