Jugend debattiert Südamerika

Jugendliche aus acht Ländern debattierten vom 5. bis zum 8. November in deutscher Sprache. Das Finale fand in der Deutschen Schule Bogotá - Colegio Andino statt.

Bereits zum vierten Mal trafen sich Schülerinnen und Schüler von Deutschen Auslandsschulen und Sprachdiplomschulen aus acht Ländern Mittel- und Südamerikas zu einem gemeinsamen Debattierturnier in deutscher Sprache. Austragungsort des Wettbewerbs war die Deutsche Schule Bogotá, die sich bereits bei der Durchführung des Landeswettbewerbs in Kolumbien besonders engagiert hatte.

Verantwortlich für die Durchführung von Jugend debattiert in Südamerika ist die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie Stiftung. Die Veranstaltung stand unter dem Motto des Jubiläumsjahres "250 Jahre Alexander von Humbold".

Debattiert wurden in Bogotá die Themen Führerscheinpflicht für Elektroroller, die Einführung eines Schulfaches "Ökologisches Verhalten", die Forderung nach gleicher Bezahlung für Männer und Frauen im gleichen Beruf und der Schutz des Amazonas-Regenwaldes durch eine internationale Aufsicht. Den Wettbewerb für sich gewinnen konnte Marianne Niklitschek, 17 Jahre, von der Deutschen Schule Carl Anwandter – Valdivia in Chile.

Die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen zeigen gerade die derzeitigen Entwicklungen in mehreren Ländern Südamerikas, in denen die Bevölkerung vorrangig gegen die bestehende soziale Ungleichheit kämpft.

Warum hat Jugend debattiert in Südamerika eine so herausragende Bedeutung?

Rafael Antonio Orduz Medina, ehemaliger Schüler der Andinenschule, in späteren Jahren Senator und kolumbianischer Vize-Bildungsminister, fand dazu folgende Worte: "Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien befinden sich heute in schwierigen Zeiten. Es gibt starke politische Konfrontationen, Polarisierung. Eine respektvolle und konstruktive Debatte ist eine Notwendigkeit. Initiativen wie ´Jugend debattiert´ spielen eine zentrale Rolle bei der Achtung der Vielfältigkeit, für das Anhören anderer Meinungen und bei der Förderung des friedlichen Zusammenlebens der Bürger."

Ähnliche Worte äußerte die Schulleiterin der Deutschen Schule Bogotá, Susanne Preiss, in ihrem Grußwort an die Anwesenden: "Wer debattiert, bezieht Position und muss Stellung nehmen. Er kann sich nicht heraushalten aus der Diskussion, er kann sich nicht gelassen zurücklehnen. Wer mit Phrasen um sich wirft, wer sich auf Behauptungen verlässt, die er nicht beweisen kann, der wird am Ende nicht als Sieger aus der Debatte hervorgehen".

"Jugend debattiert stärkt nicht nur die kommunikativen Fähigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in deutscher Sprache, sondern verbessert auch ihre politische Urteilsbildung", hebt auch Heike Toledo, Leiterin der ZfA, hervor. "Auch die länderübergreifende Vernetzung der Schulen untereinander ist von großer Bedeutung".

Ansgar Kemmann, Leiter von Jugend debattiert bei der Gemeinnützigen Hertie Stiftung, fügte in seiner kurzen Ansprache hinzu: "Der diesjährige Wettbewerb steht auch im Zeichen des 250. Geburtstags von Alexander von Humboldt. Von ihm stammt der Satz: Alles ist Wechselwirkung. Das gilt für die Natur, das gilt auch für Debatten. Sicher hätte ihn das Thema unserer Finaldebatte, der Schutz des Regenwaldes, besonders interessiert."

Die Siegerin, Marianne Niklitschek von der Deutschen Schule Valdivia in Chile, plädierte für eine internationale Aufsicht: "Der Schutz des Amazonas-Regenwaldes ist heutzutage sehr wichtig, viele Waldbrände sind in diesem Jahr passiert. Ich will die Umwelt schützen, aber gerade jetzt ist die Politik gefragt." Besonders gut gefällt ihr an Debatten, "dass jedes Thema immer verschiedene Standpunkte hat, es gibt nie eine abschließende Antwort, weil alles auch anders gesehen werden kann."

Begonnen hatte der Wettbewerb Jugend debattiert Südamerika im Jahre 2016 in Santiago de Chile mit Teilnehmern aus Argentinien, Brasilien, Chile und Paraguay. 2017 nahm am Austragungsort Sao Paulo erstmals Peru am Südamerikawettbewerb teil, 2018 Bolivien, 2019 Kolumbien und Costa Rica hinzu. Letztgenanntes Land gehört zwar nicht zu Südamerika, die Teilnahme von Costa Rica zeigt aber das in Mittelamerika wachsende Interesse, auch dort Jugend debattiert durchzuführen. Der Austragungsort des V. Südamerikawettbewerbes im kommenden Jahr steht mit Buenos Aires in Argentinien auch bereits fest – interessante Debattenthemen gibt es sicherlich schon jetzt genug.

Die Siegerinnen und  im IV. Internationalen Finale Jugend debattiert in Südamerika – Bogotá - 2019:

  1. Platz: Marianne Niklitschek, 17 Jahre, Deutsche Schule Carl Anwandter - Valdivia, Chile
  2. Platz: Yannick Dueck, 17 Jahre, Deutsche Schule Concordia – Asunción, Paraguay
  3. Platz: Mariana Pardo, 17 Jahre, Deutsche Schule Bogotá - Bogotá, Kolumbien
  4. Platz: Fabiana Romain, 15 Jahre, Colegio Santa Ursula – Lima, Peru

Quelle: Thomas Bex, Fachschaftsberater für Deutsch in Peru und Kolumbien

Jugend debattiert in Südamerika wendet sich an Schülerinnen und Schüler, die Deutsch als Fremdsprache an Sprachdiplomschulen und Deutschen Auslandsschulen lernen. Vorbild ist das gleichnamige Programm zur sprachlich-politischen Bildung in Deutschland, das unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht. Jugend debattiert will Schülerinnen und Schüler ermutigen, in strittigen Fragen um das beste Argument zu ringen. Die Themen des Wettbewerbs führen die Schülerinnen und Schüler an Politik heran und motivieren sie zu demokratischem Handeln. Zugleich bietet das Debattieren kommunikativ orientierte Sprachförderung und Persönlichkeitsbildung.

Das Internationale Finale Jugend debattiert in Südamerika ist das Turnier der besten zwei Teilnehmer aus derzeit acht Nationen. Die nationalen Wettbewerbe werden zwischen Juni und Oktober durchgeführt. Das Internationale Finale Südamerika fand erstmals 2016 in Santiago de Chile statt.

Der 250. Geburtstag von "Alexander von Humboldt" wird 2019 in vielen Ländern Lateinamerikas gefeiert. Das Auswärtige Amt führt 2019 in Kooperation mit lokalen und den Partnern der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) die länderübergreifende "Humboldt-Themensaison" in Lateinamerika durch. Diese betrachtet den beeindruckenden Kosmos Humboldts und übersetzt ihn für spezifische Zielgruppen wie auch für eine breite Öffentlichkeit mit ihren Herausforderungen in die Gegenwart. Auch zahlreiche weitere Deutsche Auslandsschulen und Sprachdiplomschulen beteiligen sich mit Projekten an der Themensaison. 

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Stand 22.11.2019