3. Platz im IHK-Wettbewerb: Berufsausbildung in Ecuador

Der dritte Platz im Auslandsschulwettbewerb "Schulen bauen weltweit Brücken" geht an die Deutsche Schule Guayaquil für ihr Pilotprojekt eines beruflichen Ausbildungsangebots bereits auf Schulebene. In enger Kooperation mit der Auslandshandelskammer und Unternehmen hat die Schule ein für Ecuador neuartiges betriebliches Ausbildungskonzept nach deutschem Modell entwickelt.

Als duales Pilotprojekt hat die Deutsche Schule (DS) Guayaquil im April 2018 gemeinsam mit der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) und sieben Unternehmen sowie dem ecuadorianischen Bildungsministerium eine duale Berufsschule nach deutschem Ausbildungsmodell eröffnet.

Sprungbrett in den Beruf

Die DS Guayaquil hat damit ihre 1972 als Sozialprojekt für einheimische Schülerinnen und Schüler gegründete Nachmittagsschule "Vespertina" weiterentwickelt, um den Jugendlichen berufliche Perspektiven und nachhaltige Bildungschancen zu bieten. Gleichzeitig wird so dem Bedarf der Unternehmen an praxisnah ausgebildetem Fachkräftenachwuchs Rechnung getragen. Ein Novum in Ecuador: Durch die Zahlung eines Teils des Schulgeldes investieren die Unternehmen auch direkt in die Ausbildung der Jugendlichen. Weil das unternehmensgetragene Ausbildungsprogramm nicht in Deutsch, sondern in der Landessprache durchgeführt wird, verbreitert sich der Adressatenkreis. Somit kann das Ausbildungsmodell der Deutschen Auslandsschule auch einen positiven Beitrag für Wirtschafswachstum und sozialen Wandel vor Ort leisten.

Dreifach berufsorientiert

Derzeit arbeitet das duale Schulmodell zusammen mit 43 Betrieben und 200 Schülerinnen und Schülern in drei Bereichen. Die dreijährige Berufsfachschule vermittelt neben einer allgemeinen Schulausbildung eine vertiefte kaufmännische Grundausbildung. Angehende Absolventinnen und Absolventen des technischen Fachabiturs erhalten zur Unterstützung ihrer Berufswahl und ihrer persönlichen Entwicklung ein Jahr lang direkten Einblick in die Arbeitswelt der Bereiche kaufmännische Berufe, Bauwesen und Pädagogik. Sie erwerben das ecuadorianische Fachabitur sowie ein Zertifikat der AHK Ecuador. In beiden Modellen arbeiten Ausbildungsbetriebe und Berufsschule eng zusammen.

Zudem gibt es ein Fortbildungszentrum und ein Zentrum für Weiterbildung für nationale Berufsbildungsinstitute, wodurch gleichzeitig für dieses neuartige Konzept der Berufsausbildung geworben wird.

Ausweitung des dualen Modells

Die Schülerinnen und Schüler sind hoch motiviert durch den Praxisbezug der Lerninhalte und die Kombination aus praktischer Arbeit und Anwendung des Gelernten im Berufsleben. Das Modell hat Pilotcharakter, um das deutsche duale Berufsbildungssystem lokal bekannter zu machen. Die erfolgreiche Arbeit der Pilotschule hat das Interesse des Bildungsministeriums geweckt, dieses Modell landesweit, vor allem in Brennpunktgebieten, auszuweiten. Dazu wurde Ende 2019 eine Absichtserklärung zwischen dem Ministerium, der AHK, der Deutschen Schule und weiteren nationalen Handelskammern unterzeichnet. Das Ausbildungskonzept hat das Potenzial, sich auch in anderen Ländern zu etablieren.

Für ihren dritten Platz im Auslandsschulwettbewerb erhält die DS Guayaquil von der DIHK ein Preisgeld von 20.000 Euro. Damit möchte die Schule einen neuen Bereich zur Vorbereitung auf die Industrie 4.0 eröffnen.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Homepage "Duale Schule" der Deutschen Schule Guayaquil.

Die Deutsche Schule Guayaquil gehört zu den 140 Deutschen Auslandsschulen weltweit, die von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des Bundesverwaltungsamtes im Auftrag des Auswärtigen Amts offiziell betreut werden. Auf der Grundlage des Auslandsschulgesetzes nimmt die ZfA die Schulaufsicht wahr, berät und fördert die Schulen personell, finanziell sowie pädagogisch und begleitet ihre qualitätsorientierte Schulentwicklung. Die Deutschen Auslandsschulen sind Orte der Begegnung und des interkulturellen Dialogs. Sie legen Wert auf die Mehrsprachigkeit und individuelle Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler, die sowohl deutsche als auch internationale und einheimische Schulabschlüsse erwerben können.

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Stand 12.05.2020