Die "SiBären" wandeln auf deutschen Spuren - digital

25 Schülerinnen und Schüler von Sprachdiplomschulen aus vier Städten in Sibirien und Russlands Fernem Osten (Burjatien) erkundeten ihre Regionen und deren Spuren deutscher Vergangenheit und Gegenwart. So sieht ein sibirisches Online-Projekt im Rahmen der deutschen Minderheitenförderung in Russland aus.

In einer sich über circa acht Millionen Quadratkilometer erstreckenden Region mit so ausgeprägter geographischer Distanz und kulturräumlicher Vielfalt stellen Sibirien und Russlands Ferner Osten ein Sammelbecken für diverse sprachlich-kulturelle und historische Schätze dar. Welche Spuren deutsche Forschende, Architekten und Privatpersonen hier hinterlassen (haben), lässt sich erforschen und über unterschiedliche mediale Zugänge darstellen.

In fünf Schulen aus den sibirischen Städten Tomsk, Irkutsk, Krasnojarsk und der Stadt Ulan-Ude in der Republik Burjatien (Fernost), die das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz anbieten, haben sich jeweils fünfköpfige Schülerteams aufgemacht, die "SiBären", um mit ihren Teamleiterinnen auf den deutschen Spuren der Vergangenheit und Gegenwart zu wandern.

Sie recherchierten zunächst in ihren Schulteams vor Ort, um dann auf einer schulinternen Moodle-Plattform Informationen mit Rätselaufgaben zusammenzustellen. Bei drei Videokonferenzen lernten die Neunt- und Zehntklässlerinnen und -klässler ihre Teamkolleginnen und -kollegen kennen, die über mehrere Zeitzonen hinweg Tausende von Kilometern entfernt leben.

Verschiedene Kulturen – ein Team – ein Ziel

Das Vernetzungsprojekt "SiBären: Verschiedene Kulturen - ein Team - ein Ziel" ist neben den beliebten Sprachcamps eines der Projekte, das im Rahmen der Förderung der deutschen Minderheiten in Russland unterstützt wird. Ziele der ersten SiBären-Staffel waren, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Regionen erkennen sowie Land, Leute und - auch russlanddeutsche - Geschichte(n) erforschen und ihre Recherchen in Form einer digitalen "Schnitzeljagd" für die anderen Teilnehmenden aufbereiten.

Die Teams drehten einen Videoclip über die deutschen Spuren in der eigenen Stadt und erstellten ein E-Book mit den Charakteristika dieser russlanddeutschen Geschichte: So wissen wir zum Beispiel, dass es ein deutscher Bauingenieur war, der den Wolkenkratzer in Krasnojarsk entwarf, dass ehemals bei der Stadtplanung in Irkutsk der aus Brandenburg eingewanderte Karl von Frauendorf mitgewirkt hat und dass Angela Merkel beim Gipfeltreffen in Tomsk 2006 als regionale Spezialität Bärenfleisch probierte.

Bilder aus Irkutsk

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Ausschnitt aus E-Book - Stadtplanung in Irkutsk Ausschnitt aus E-Book Irkutsk Quelle: Grit Zimmer, Irkutsk

Ihre gewonnenen Kenntnisse verpackten die "SiBären" dann für ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Abschluss-Quiz. "Dieses Projekt ist eine gute Möglichkeit, etwas Neues über unsere sibirisch-deutsche Geschichte zu erfahren und Deutsch zu üben. Es ist auch eine große Möglichkeit, andere Teilnehmer kennenzulernen und sich über die Städte Sibiriens zu informieren", meint die 16-jährige Ekaterina Popova aus Irkutsk.

Unter Anleitung der DSD-Koordinatorin Elena Negodina vom Gymnasium Nr. 6 in Tomsk wurden nicht nur die Jugendlichen digital und kreativ im Umgang mit medialem Werkzeug geschult, sondern auch die Teamleiterinnen motiviert, Online-Tools selbst auszuprobieren, um sie später in ihren Unterricht zu integrieren.

Wie sehen Jugendliche sich und ihre Region?

Darüber hinaus ist das Projekt für die begleitenden Lehrkräfte ein willkommenes Instrument, um die Dimensionen Vergangenheit und Moderne auszuloten und den Zugang der Jugendlichen dazu: "Mich interessiert, wie die Jugendlichen sich und ihre Region sehen. Was ist ihnen im Alltag ihrer Stadt wichtig? Was gefällt ihnen? Was stört sie? Was würden sie gern verändern? Wie?", fragt sich Ingeborg Kirmis, Bundesprogrammlehrkraft in Ulan-Ude, die das Projekt aus der Ferne derzeit in Deutschland mitbegleitet hat. Alle Beteiligten wünschen sich eine Fortsetzung, da es noch viele Geschichten zu erforschen und zu erzählen gibt - online, aber eines Tages, wie ehemals geplant, auch vor Ort in einer der sibirischen Städte.

 Quelle: Dr. Sonja Dehning, Fachberaterin für Deutsch als Fremdsprache in Nowosibirsk

Das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern. Die Prüfungssätze werden von der ZfA in Bonn erstellt. Hier findet auch die Auswertung der Ergebnisse statt. Alle Regularien des DSD werden im Zentralen Ausschuss behandelt. Die Sprachdiplomprüfung ist mehr als eine bloße Sprachfeststellungsprüfung: Sie hat Auswirkungen auf den Deutschunterricht in vielen Ländern und ermöglicht eine weltweite Vergleichbarkeit der Leistungen, weil sie am Europäischen Referenzrahmen für Sprachen orientiert ist. Das DSD ist der weltweit angebotene Nachweis deutscher Sprachkenntnisse. Das DSD I ermöglicht den Besuch eines Studienkollegs in Deutschland und das DSD II stellt die sprachliche Zugangsberechtigung zum Besuch einer Universität in Deutschland dar. Das DSD: das Studienticket für Deutschland!

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Stand 09.03.2021