Lebhafte Diskussionen beim Landesfinale der "Lesefüchse International" 2021 in Bulgarien

Darf man seine Familie belügen, um Konflikte zu vermeiden und niemanden zu verletzen? Und wer hat Schuld, wenn etwas so Schreckliches wie ein Amoklauf an einer Schule passiert? Wie die Protagonisten der diesjährigen Lesefuchsbücher "Voll verkackt ist halb gewonnen" von Tom Limes, "Immer kommt mir das Leben dazwischen" von Kathrin Schrocke, "Mauerpost" von Anne-Ev Ustorf und Maike Dugaro und "Was wir dachten, was wir taten" von Lea-Lina Oppermann setzten sich die sieben Finalistinnen und Finalisten beim diesjährigen Landesfinale der Lesefüchse International in Bulgarien mit diesen und weiteren Fragen auseinander.

Gruppenfoto der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler Quelle: ZfA

In einer lebhaften Diskussionsrunde versuchten sie sich gegenseitig davon zu überzeugen, dass Notlügen unter bestimmten Umständen erlaubt sind und konnten sich schließlich darauf einigen, dass Freundschaft das Wichtigste im Leben ist.

Neue Perspektiven bekommen

Wie in den Jahren zuvor zeigten die Schülerinnen und Schüler neben der profunden Kenntnis der Bücher auch in diesem Jahr beeindruckende Deutschkenntnisse, wie Fachberater Bernd Buchholz anerkennend feststellte. Dies erschwere die Aufgabe der Jury, bestehend aus Vertretern der Deutschen Botschaft Sofia, der ZfA und des internationalen Freiwilligendienstes kulturweit der Deutschen UNESCO-Kommission.

Als Lesefuchs für Bulgarien setzte sich Borislav Enchev vom Fremdsprachengymnasium "Hristo Botev" in Kardzhali durch. "Ich finde die Themen der Bücher und unsere Diskussionen darüber sehr spannend, weil ich mich gerne mit anderen Meinungen auseinandersetze, um neue Perspektiven zu bekommen", fasst Borislav seine Erfahrungen mit dem Literaturprojekt zusammen. 

Der glückliche Gewinner des nationalen Finales vom Lesewettbewerb "Lesefüchse International" in Bulgarien: Borislav Enchev vom Fremdsprachengymnasium "Hristo Botev" Quelle: ZfA

Auch die das Projekt betreuenden Kolleginnen waren begeistert von dem reflektierten Austausch der Schülerinnen und Schüler. "Wenn wir die Lesefüchse nicht unterbrochen hätten, dann hätten sie bestimmt noch eine weitere Stunde miteinander diskutiert. Man bemerkt, dass sich die Schülerinnen und Schüler miteinander wohlfühlen und eine gute Zeit zusammen haben", so Galina Nedyalkova, die das Lesefüchse-Projekt seit vielen Jahren in Kardzhali betreut.

Eingebettet war das Landesfinale in diesem Jahr in ein vielfältiges Rahmenprogramm, das maßgeblich von Radoslav Hitov, Schulleiter des Fremdsprachengymnasiums in Lovech, organisiert wurde. Nach einer Stadtführung und einem Workshop, bei dem die Schülerinnen und Schüler Videorezensionen ihrer Lieblingsbücher erstellten, genossen die Lesefüchse am Abend ein Schulkonzert mit Wohnzimmeratmosphäre im Park der Schule. Als besonderes Highlight empfing die Stadt Lovech ihre Gäste mit einem individuellen Grußwort, das ab Einbruch der Dämmerung auf die die Stadt umgebenden Felsen projiziert wurde.

Um diese gelungene Veranstaltung auch über die Schulgrenzen hinaus bekannt zu machen, sendete der Nationalsender Btv einen Beitrag über das Landesfinale der Lesefüchse finden Sie hier.

Am Ende des Landesfinales steht für alle Lesefüchse fest: "Wir drücken Borislav die Daumen für das Internationale Finale und warten ungeduldig auf die Lesefuchsbücher für das nächste Schuljahr!"

Quelle: Bernd Buchholz, ZfA-Fachberater für Deutsch in Sofia

Mit dem jährlich vom Auswärtigen Amt und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) ausgerichteten internationalen Lese- und Diskutierwettbewerbs "Lesefüchse International" soll Deutschlernenden in Mittel- und Osteuropa deutschsprachige Jugendliteratur nahegebracht werden. Schülerinnen und Schüler von 15 bis 18 Jahren lesen vier aktuelle deutsche Jugendbücher und erarbeiten die darin behandelten Themen. Auf der Bühne stellen sie ihre Favoriten vor und üben in einer moderierten Diskussion literarische Kritik.