Zeichen setzen für die deutsche Sprache in Frankreich
Paris und Berlin: zwei Konferenzen - ein Ziel: Die Pariser Veranstaltung in der deutschen Botschafts-Residenz, dem Palais Beauharnais, diente der Umsetzung des in Artikel 10 des Aachener Vertrags formulierten Ziels, die Zahl der Deutschlernenden im schulischen und universitären Bereich zu erhöhen und hierfür geeignete Strategien zu entwickeln. Bereits am 13. September hatte in Berlin eine ähnliche Veranstaltung mit einer komplementären Grundidee stattgefunden. Die Berliner Fachkonferenz wollte getreu ihrem Motto "Gut, besser, Französisch: (Neue) Wege zur Förderung der Partnersprache" zu einem Dialog einladen und über Herausforderungen bei der Förderung der französischen Sprache in Deutschland diskutieren. Die Konferenz in Paris sollte nun diese Thematik umgekehrt in Frankreich vervollständigen und folgte dabei dem Leitgedanken: "L’allemand, une chance pour tous!" (Deutsch – eine Chance für alle!)
Zentrale Bedeutung von Deutsch für die französische Bildungspolitik
Nachdem zunächst Botschafter Lucas die Konferenz eröffnet hatte, betonte der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer in einer Videoansprache die zentrale Bedeutung des Deutschlernens für die französische Bildungspolitik und wies auf die Möglichkeit und Wichtigkeit einer in Zukunft hoffentlich zunehmend binationalen Aus- und Fortbildung für Lehrkräfte hin. Im Anschluss daran sorgte die für das Lernen der beiden Sprachen engagierte deutsch-französische Hip-Hop-Band Zweierpasch für einen motivierenden musikalischen Auftakt.
Die Teilnehmenden informierten sich anschließend zu deutsch-französischen Mobilitätsprogrammen, Deutschangeboten an Universitäten oder in Unternehmen und erhielten Einblicke in den Mehrwert der deutschen Sprache für Schülerinnen und Schüler. In diesem Zusammenhang durfte natürlich das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz nicht unerwähnt bleiben: "Sowohl das DSD I-Länderprojekt Frankreich mit etwa 30.000 Anmeldungen pro Jahr als auch das ergänzende Angebot des DSD II an derzeit 30 französischen PASCH-Schulen, das als sprachliche Zugangsvoraussetzung für ein Hochschulstudium in Deutschland gilt, tragen in Frankreich zu einer Bereicherung des Deutschunterrichts an den Schulen bei"
, teilte Dorothea Schulz, Fachberaterin für Deutsch in Paris der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) auf der Konferenz mit. Beide Zertifizierungen sind seit Jahren an vielen Schulen ein fester Bestandteil des Deutschprogramms. Ergänzend trugen Videobotschaften ehemaliger und noch aktiver Schülerinnen und Schüler aus geförderten Schulen der Partnerschulinitiative PASCH und DSD II-Absolventinnen und -Absolventen dazu bei, für das Fach Deutsch im schulischen Kontext zu werben.
Viel Kontakt zur deutschen Sprache und Kultur
In einer Podiumsdiskussion stellten die fünf teilnehmenden Vertreterinnen und Vertreter aus Bildung und Politik ihre jeweilige Sicht auf die aktuelle Situation der deutschen Sprache in Frankreich und mögliche Perspektiven vor.
Multidisziplinäre und multilinguale Ansätze könnten demnach zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen und zur eher indirekten Förderung der deutschen Sprache genutzt werden. So stellte Emmanuelle Garnier, die Präsidentin der Kommission für internationale und europäische Beziehungen der französischen Hochschulrektorenkonferenz dar, dass Deutschland beispielsweise im Bereich wissenschaftlicher Forschungsprojekte in Frankreich sehr präsent sei und die deutsche Sprache quasi als Nebeneffekt durch in diesem universitären Kontext stattfindende Austausche und Praktika gelernt werde.
Auf schulischer Ebene wurde der Wunsch betont, dem Mangel an Deutschlehrkräften verstärkt durch eine stetige Weiterentwicklung der Ausbildung und durch zunehmende Mobilität der Lehrkräfte zwischen Deutschland und Frankreich zu begegnen. Angekündigt wurde auch, dass insbesondere im Anfangsunterricht und in Kindergärten sowie Grundschulen in Zukunft Konversations-Roboter unterstützend im Deutschunterricht eingesetzt werden sollen. Ein Ziel sei es zudem, dass auch außerhalb der Schule ab dem Kindergarten und der Grundschule so viel Kontakt zur deutschen Sprache und Kultur hergestellt werde wie möglich, insbesondere in grenznahen Regionen.
Mehrsprachigkeit innerhalb der Europäischen Union als Ziel
Über alledem steht das Bewusstsein, dass im heutigen Europa Mehrsprachigkeit eine zentrale Kompetenz ist - ein Ziel, das unbedingt auf jeder Ebene gefördert werden muss.
Der Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration (Traité sur la coopération et l’intégration franco-allemandes), kurz Aachener Vertrag, ist ein bilaterales Abkommen zwischen Frankreich und Deutschland. Der Vertrag wird als Neuauflage des Elysée-Vertrags (1963) verstanden. Er wurde am 22. Januar 2019 in Aachen von Emmanuel Macron und Angela Merkel unterzeichnet.
Quelle: Dorothea Schulz, ZfA-Fachberaterin für Deutsch in Paris und Ann-Kathrin Bergmann, Fachschaftsberaterin in Lyon
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Stand 02.12.2021