Erlebte Sternchenthemen in Lübeck

Nach zweijähriger Pause konnte das Landeskundeseminar der Deutschen Auslandsgesellschaft (DAG) in Lübeck in Kooperation mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) für dänische, finnische und schwedische Lehrkräfte der nordischen DSD-Schulen in der Hansestadt vom 10. bis 14. November 2021 wieder angeboten werden.

Das Seminar stand im Zeichen der langfristigen Vorbereitung auf das Deutsche Sprachdiplom (DSD). Darum erstellten Kathrin Drygala de Oliveira und Milena Rehn, ZfA-Fachberaterinnen für Deutsch in Stockholm und Helsinki, in enger Abstimmung mit Martin Herold (DAG), ein Programm, welches die Sternchenthemen "Konsum", "Tourismus" und "Ausbildung" anhand von landeskundlichen Begegnungen der hanseatischen Kunst und Kultur in nordischer Umgebung erlebbar machen sollte. 13 Lehrkräfte aus Finnland und Schweden folgten der Einladung.

Nach einer kurzen Begrüßung und Kennenlernrunde im Hoghehus, in dem die DAG ihre Räumlichkeiten hat, startete auch schon eine Smartphone-gesteuerte Stadtrallye. In Dreierteams wurden touristisch bekannte sowie eher unbekannte Orte der Hansestadt anhand von kniffligen Rätseln, gruseligen Geschichten oder historischen Fakten erkundet. Während man gemeinsam die Fragen in Form eines Chats beantwortete, zeichnete oder sang, blieb auch noch genügend Zeit, um sich untereinander besser kennen zu lernen. "Dieser Austausch stellte einen perfekten Auftakt des Landeskundeseminars dar. Das wäre auch etwas für unsere Schülerinnen und Schüler", waren sich die Teilnehmenden einig. Nach drei Stunden war das gemeinsame Mittagessen in der Theaterkantine eine willkommene Möglichkeit sich wieder aufzuwärmen.

Am Nachmittag stand Nordische Kunst auf dem Programm. Im Museum Behnhaus Drägerhaus erhielten die Lehrkräfte eine Führung von Dr. Alexander Bastek (Kunsthistoriker, Leiter des Museum sowie Kurator der Ausstellung) durch die Sonderausstellung "100 Jahre Nordische Woche - 100 Jahre Museum Behnhaus". Neben bekannten Künstlerinnen und Künstlern wie August Macke, Ernst Ludwig Kirchner, Edvard Munch oder Paula Modersohn-Becker wurden auch eine Reihe von unbekannteren nordischen Künstlern, darunter auch einige dänische und schwedische Maler, ausgestellt. Einmal mehr wurde die enge Verbindung, die zwischen den nordischen Ländern seit Jahrhunderten besteht, ins Bewusstsein gerufen.

So konnten bereits innerhalb des ersten Tages ausreichend Eindrücke gewonnen werden, um abschließend im Hogehus beim Workshop mit Martin Herold Unterrichtskonzepte rund um das Thema "Kultur-Tourismus" zu entwickeln.

Wie bekommt man die Schülerinnen und Schüler in den Wald?

Am Freitag stand "Nachhaltigkeit im Lübecker Stadtwald" auf dem Programm. Nachdem einer der führenden Forscher der nachhaltigen Forstwirtschaft, Lutz Fähser, eine kurze theoretische Einführung in dieses Thema gegeben hatte, fuhren die Teilnehmenden in das Lübecker Lauerholz.

Trotz des nasskalten Novemberwetters waren sich alle einig, dass man Walderlebnisse nicht ausreichend im Klassenraum vermitteln kann und ein landeskundlicher Waldspaziergang absolut notwendig ist. Schritt für Schritt entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein zunehmendes Verständnis dafür, was eigentlich unter nachhaltiger Forstwirtschaft zu verstehen ist. Immer wieder wurde das Erstaunen darüber geäußert, wie interessant Forstwirtschaft doch sein kann. Aufgrund der unzähligen höchst informativen wie amüsanten Anekdoten Lutz Fähsers war allen klar: Diese Erfahrungen müssten auch die DSD-Lernerinnen und Lerner machen. Und so gingen die Gespräche bereits während des Spazierganges darum, wie man die Schülerinnen und Schüler in den Wald bekommt, um auch ihnen die Möglichkeit zu geben, diese Erfahrungen zu machen. Das abschließende Mittagessen fand ebenfalls ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit in einem vegetarischen Restaurant statt.

Konkrete Umsetzung im Unterricht

Zur Vertiefung der landeskundlichen Eindrücke erhielten die Lehrkräfte am Nachmittag einen Workshop von den Fachberaterinnen zur Nachbereitung der Themen "Kultur-Tourismus", "Nachhaltigkeit" und "Ausbildung in Deutschland". Dort konnten die Lehrkräfte anhand von fertigen Unterrichtsskizzen und -Ideen ausprobieren, wie man diese Themen ganz konkret im Unterricht umsetzen kann.

Am Abend stand ein Theaterbesuch im Theater Lübeck auf dem Programm. Das Schauspiel "I world" von Knut Winkmann setzte sich sehr anschaulich mit der Gefahr des Abtauchen und sich Verlierens von Jugendlichen in eine eigene, digitale Welt auseinander. Ein weiteres wichtiges Thema, mit dem sich sowohl die Lehrkräfte als auch Jugendliche auseinandersetzen müssen. So stand nach dieser Anregung wieder die Frage im Raum: Wie können wir dieses Thema in unseren Unterricht integrieren?

Ein Tag voll gelebter Landeskunde

Am letzten Seminartag startete das Programm erst gegen Mittag, so dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein wenig Zeit blieb, um die Hansestadt auch noch nach eigenen Interessen zu erkunden.

Den Auftakt bildete der Besuch des Europäischen Hansemuseums. Geleitet durch einen Erkundungsauftrag wurde wieder einmal sehr deutlich, wie eng die Verbindung der nordischen Länder seit der Hansezeit ist. Ein Umstand, der vielleicht auch zum Deutschlernen motiviert. Ein weiteres spannendes Thema des "Kultur-Tourismus".

Anschließend ging es im Hogehus mit einem Workshop zum Thema "Ausbildung in Deutschland" unter Leitung von Andrea Stritz von aubiko e. V. weiter. Die Lehrkräfte erhielten aktuelle Informationen zur schulischen wie beruflichen Ausbildung sowie zum Studium in Deutschland und gewannen einen Überblick über das deutsche "Ausbildungslabyrinth", welches auch erfahrene Ortslehrkräfte häufig vor viele Fragen stellt.

Den Abschluss des Landeskundeseminars bildete ein DSD I/DSD II Workshop zur Nachbereitung und Vertiefung des Themas "Ausbildung in Deutschland" der Fachberaterinnen. Der Fokus lag auf der praktischen Umsetzung von DSD-Sternchenthemen im Unterricht und der damit einhergehenden langfristigen Vorbereitung des DSD anhand von spannenden Themen. Diese sollten nicht nur vorgestellt, sondern selbstverständlich auch ausprobiert werden.

Wie die abschließende Slido-Evaluation zeigte, stießen die Programmpunkte und Anregungen bei den Ortslehrkräften auf offene Ohren.

Zum Ausklang wurde kulinarische Landeskunde bei einem gemeinsamen Abendessen angeboten. Bei Holsteiner Weiderind und fangfrischem Seefisch ließ man die Seminartage noch einmal Revue passieren, bevor sich alle am kommenden Tag auf die Heimreise machten. Die Koffer vollgepackt mit vielen Unterrichtsideen und einem gestärkten Deutschlehrkräfte- Netzwerk, welches hoffentlich die DSD-Vorbereitung erleichtert, sicherlich jedoch die Motivation nachhaltig gestärkt hat.

Quelle: Kathrin Drygala de Oliveira, ZfA-Fachberaterin für Deutsch in Stockholm und Milena Rehn, ZfA-Fachberaterin für Deutsch in Helsinki

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Stand 03.12.2021