Ukraine: DSD-Prüfungen in Kriegszeiten

Mit Sandsäcken vor dem Fenster oder gleich im Bunker: Trotz massiver Bedrohungen und Einschränkungen durch das Kriegsgeschehen nehmen 293 Schülerinnen und Schüler aus 21 geförderten Schulen in der Ukraine derzeit an den Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom (DSD) der Stufe II teil.

Auch im zweiten Kriegswinter lernen junge Menschen unter erheblich erschwerten Bedingungen in der Ukraine Deutsch. "Ich bin sehr erleichtert, dass wir die schriftlichen Prüfungsteile trotz anhaltender russischer Luftangriffe durchführen konnten", sagt Christoph Jeggle, Fachberater der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) für die Nord- und Westukraine. Im Vergleich zum Vorjahr nehmen nur etwa zehn Prozent weniger Jugendliche teil, obwohl die Schülerinnen und Schüler die Prüfung nur an ihren eigenen Schulen im Kriegsgebiet ablegen können.

"Emotionale Ausnahmesituation"

Wie an allen übrigen von der ZfA geförderten Netzwerkschulen auch, finden nun noch bis Mitte Januar die mündlichen Prüfungen statt. Ivonas Prüfung in Odessa konnte jedoch erst starten, als der Luftalarm über der Schwarzmeerregion beendet war. Mit ihrer Prüfungskommission diskutierte sie dann zum Thema "Zwei Jahre Krieg in der Ukraine - ist die Jugend eine verlorene Generation?". Im Gespräch mit Prüfungsleiter Dieter Jaeschke zeigte sich Ivona sehr zuversichtlich: "Unsere Generation muss zwar viele Traumata verarbeiten, aber sie ist mutig, engagiert und möchte sich für eine gemeinsame europäische Zukunft einbringen." Diesen Mut teilt sie mit den Lehrkräften im Land. "Es ist schon eine emotionale Ausnahmesituation, unter diesen Bedingungen Prüfungen abzuhalten", sagt Christoph Jeggle.

Quelle: Dieter Jaeschke, Fachberater für Deutsch in Odessa

Das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern. Die Prüfungssätze werden von der ZfA in Bonn erstellt. Hier findet auch die Auswertung der Ergebnisse statt. Alle Regularien des DSD werden im Zentralen Ausschuss behandelt. Die Sprachdiplomprüfung ist mehr als eine bloße Sprachfeststellungs-prüfung: Sie hat Auswirkungen auf den Deutschunterricht in vielen Ländern und ermöglicht eine weltweite Vergleichbarkeit der Leistungen, weil sie am Europäischen Referenzrahmen für Sprachen orientiert ist. Das DSD ist der weltweit angebotene Nachweis deutscher Sprachkenntnisse. Das DSD I ermöglicht den Besuch eines Studienkollegs in Deutschland und das DSD II stellt die sprachliche Zugangsberechtigung zum Besuch einer Universität in Deutschland dar. Das DSD: das Studien- und Berufsticket für Deutschland!

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Stand 15.12.2023