Begeisterung im Open-Air-Klassenzimmer am Stillen Ozean
Das "Festival der deutschen Sprache und Kultur" lockte in Wladiwostok Besucherinnen und Besucher mit insgesamt über 80 Veranstaltungen. Die Pandemieregeln respektierend fanden sie unter freiem Himmel bzw. unter dem Zeltdach eines mobilen Open-Air-Pavillons und an weiteren Außenstätten statt. Die ZfA bot auf dem Hafen-Gelände gleich mehrere Veranstaltungen an: eine Informationsveranstaltung für Lehrkräfte, Dozierende und Studierende zur DSD- und Alumni-Arbeit sowie Lesefuchs-Workshops.
DSD- und Alumni-Arbeit im Fokus
Auf dem Festivalgelände zwischen Hafen und Endstation der Transsibirischen Eisenbahn führte Dr. Sonja Dehning, ZfA-Fachberaterin in Nowosibirsk, zusammen mit drei sibirischen DSD-Alumni mehrere Veranstaltungen durch: Lehrkräfte der Wladiwostoker Schulen sowie Studierende und Dozenten der Fernöstlichen Universität waren zu einer Informationsveranstaltung zur DSD- und Alumni-Arbeit eingeladen. In einer anschließenden Podiumsdiskussion konnten sie selbst gezielt Fragen stellen und Anregungen einbringen.
Der sibirische DSD-Alumnus Timofeij Semin, derzeit Student der Computerlinguistik in Nowosibirsk, schilderte lebendig seine Erfahrungen als Deutsch-Schüler des Nowosibirsker Gymnasiums Nr. 1 - interessant für alle zu hören, wie aus einem anfangs unmotivierten Deutsch-Schüler ein von der deutschen Sprache faszinierter DSD-Absolvent wurde, der bis heute den Kontakt zur DSD-Alumni-Community sehr schätzt.
Die Irkutsker Alumna Anastasiia Olenikova berichtete über die allrussischen und regionalen Alumni-Treffen, die in Sibirien seit 2016 stattgefunden haben, 2019 sogar in grenzüberschreitender ZfA-Zusammenarbeit mit den DSD-Alumni in der Mongolei.
Abschließend referierte DSD-Alumna Ekaterina Zhurikova, ausgebildete Dolmetscherin und derzeit als Marketing-Spezialistin bei einem juristischen Unternehmen in Moskau tätig, über berufliche Perspektiven in Russland, bei denen die deutsche Sprache von Bedeutung ist: "Goethe im Original in der Schule lesen ist schön, aber es ist auch wichtig, mit Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften über die Anwendungsmöglichkeiten der deutschen Sprache im beruflichen Alltag zu sprechen."
Es schloss sich ein reger Informationsaustausch an, der vom Publikum, das teilweise auch aus Chabarowsk angereist war, sehr geschätzt wurde.
Durch Lesefuchs-Workshops deutsche Jugendliteratur kennenlernen
Angelehnt an den bekannten Wettbewerb "Lesefuchs" der ZfA haben in den Folgetagen die Alumni in Zusammenarbeit mit der Fachberatung Nowosibirsk den Wladiwostoker Schülerinnen und Schülern in Lesefuchs-Workshops ausgewählte (Jugend-)Literatur auf kreative Weise nähergebracht. Die 14- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schüler lernten anhand von Textausschnitten die Figuren der spannenden Deutsch-Lektüre "Herzrasen" von THiLO kennen, schlüpften selbst in eine der Rollen und studierten mithilfe von Rollenkärtchen und Mini-Dialogen ausgewählte Szenen aus dem Text ein, die sie am Ende des Workshops präsentierten. Abschließend diskutierten sie die im Text angesprochenen Themen Freundschaft, Familie, Liebe, Sport und Interessen von Jugendlichen.
Bei den Studierenden stieß der Roman "Like me. Jeder Klick zählt" von Thomas Feibel auf großes Interesse: Die aktuellen Themen Medien, soziale Netzwerke und Zukunftsperspektiven für junge Erwachsene konnten dank der Mithilfe der drei Alumni-Tutoren in Gruppenarbeit erschlossen und in einer Abschlussdiskussion präsentiert werden. "Einfach super, dass man innerhalb kürzester Zeit so viel Neues lernen kann"
, schwärmt der Informatik- und Physikstudent Mikhail Kovyrnev, der demnächst ein Studium in Deutschland plant. Und Alumna Anastasiia resümiert: "Wir finden es selbst sehr inspirierend, hier so viele junge Leute anzutreffen, die sich für moderne deutsche Literatur interessieren!"
Zusammen mit dem Leiter des Goethe-Instituts Nowosibirsk nahm die ZfA-Fachberaterin außerdem einen Termin im Bildungsministerium Fernost wahr, um über die Sprach- und Kulturarbeit der in Nowosibirsk ansässigen Institutionen zu informieren und Kontakte zu knüpfen. "Es hat sich an diesem Großprojekt gezeigt, dass die Institutionen Goethe-Institut, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) und ZfA als Partner zusammen mit den örtlichen Interessengruppen hervorragende Synergieeffekte erzielen"
, so die Fachberaterin. "Innerhalb kürzester Zeit ist viel entstanden - die Begegnung zählt."
Sie wirkt bis hin zum Stillen Ozean, wo großes Interesse an der deutschen Sprache und Kultur besteht.
Hier sehen Sie kurze Impressionen vom Festival.
Quelle: Dr. Sonja Dehning, ZfA-Fachberaterin für Deutsch als Fremdsprache in Nowosibirsk
Das "Festival der deutschen Kultur und Sprache" in Wladiwostok fand im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland 2020/21 statt, welches von der Botschaft Moskau der Bundesrepublik Deutschland zusammen mit der Deutsch-Russischen Außen-Handelskammer und den Goethe-Instituten in mehreren russischen Städten organisiert wird.
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Stand 12.07.2021