Transkontinentaler Schüleraustausch zwischen Chile und Hongkong

Vom 18. bis zum 30. August besuchten 15 Auszubildende des German Swiss Business College (GSIS) aus Hongkong ihre INSALCO-Kollegen in Chile, um sich im Rahmen des gemeinsamen Projekts "Pazifikallianz Chile - Hongkong" (PACH) intensiv über Infrastruktur, Logistik und Verkehr in beiden Ländern auszutauschen und ein Stück Chile kennenzulernen.

Die Koordination des Projektes läuft bereits seit Anfang des Schuljahres. Thomas Mittelstrass, Leiter des INSALCO: "Gemeinsam mit meinem Kollegen Thorsten Rauhut vom GSIS haben wir diesen Besuch initiiert. Die Alumni beider Berufsbildungszentren haben seit April in Arbeitsgruppen zu den Verkehrsbereichen recherchiert, Daten und Fakten analysiert und eine Präsentation erstellt.“

Transkontinentale Projektarbeit

Wenn INSALCO-Azubi Bruno Held (19) an die ersten drei Tage mit den Partnerschülern aus Hongkong zurückdenkt, erinnert er sich vor allem an eines: "Das war richtig viel Arbeit." Was auch nach einem gegenseitigen Kulturschock klingt, war vielmehr die gemeinsame Bearbeitung eines einzigartigen transkontinentalen Projektes. "Wir haben in gemischten Projektteams unsere Vorarbeit verglichen und die einzelnen Länderergebnisse zusammengeführt", erzählt Bruno Held. Am dritten Tag des Besuches stand dann auch eine Präsentation der verschiedenen Verkehrs- und Logistikbereiche Schiene, Luft, Straße und Hafen vor den Schülerinnen und Schülern der Deutschen Schule Santiago auf dem Programm. Dass neben der Arbeit natürlich der Spaß nicht zu kurz kam, wurde schnell klar. Schon an den ersten Abenden wurde Santiago erkundet und eine Stadtrallye stand an.

Diplomatenrat: Grenzen überwinden

Bei einer Besichtigung der Moneda, dem chilenischen Regierungssitz, erfuhren die Auszubildenden ein wenig mehr zu Geschichte und aktueller Politik. Im Außenministerium waren die jungen Gäste zu einem Vortrag des Botschafters für den Asia-Pazifik-Raum des Ministeriums, Claudio Rojas Rachel, eingeladen. Der Diplomat verdeutlichte anhand einer Weltkarten-Skizze, wie sich die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Chile und China im Laufe der Jahrzehnte entwickelten. Neben Einblicken in chinesische Verhandlungstaktik und kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Pazifikstaaten gab er den Auszubildenden noch einen guten Rat mit auf den Weg: "Ihr habt die Chance, mit eurer internationalen Ausbildung Grenzen zu überwinden. Nutzt sie."

Schiffeversenken in Valparaiso

"Achtung, da kommt ein Tanker von links!" Zu spät: Bertram Kirchner (20), Auszubildender in Hongkong, versuchte noch, mit einem Dreh des Steuerrads sein Lotsenboot zu einem Ausweichmanöver zu bringen. Aber der mächtige Tanker fuhr das kleine Lotsenboot einfach über den Haufen und ließ es im Hafen von Valparaiso untergehen. Wie gut, dass dieses Schiffeversenken ausschließlich im Navigations-Trainingszentrum von Ultranav in Valparaiso stattfand! Dort durften alle einmal auf der Kommandobrücke stehen. Der gesamte Freitag stand im Zeichen der Schifffahrtslogistik: Auch ein Vortrag im Containerzentrum von Ultramar sowie eine Rundfahrt über das Gelände des Containerhafens standen auf dem Programm. Die Gäste aus Hongkong erlebten auch gemeinsam mit ihren chilenischen Partnerauszubildenden den Arbeitsalltag in deren Betrieben. Dazu hat besonders die AHK Chile beigetragen: "Mit der Unterstützung der CAMCHAL konnten wir alle Gastschüler in passenden Unternehmen unterbringen. Das war enorm wichtig", so Thomas Mittelstrass. Für einige der Hongkonger war es sogar quasi ein Heimspiel: Sie konnten die chilenischen Niederlassungen ihrer Ausbildungsbetriebe in China kennenlernen.

Weiterführung des Projektes

Dass mit dem Besuch das Projekt noch nicht beendet ist, war bereits zu dessen Beginn klar. Jetzt kommt der zweite Teil, in dem die Projektteilnehmenden sich mit den Aspekten des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf die internationalen Handelsbeziehungen und -wege befassen werden. Für die Chilenen steht auch ein Besuch beim Klimagipfel COP25 an. Thomas Mittelstrass dazu: "Das ist ein globales und unglaublich wichtiges Thema. Wie wird unsere Logistik der Zukunft vor diesem Hintergrund aussehen?“ Am Ende dieses Jahres wollen sich die Auszubildenden des INSALCO und der GSIS mit einer professionellen Dokumentation bei der Ausschreibung "Schüler bauen weltweit Brücken" des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) bewerben. Kommendes Jahr steht dann der Gegenbesuch der Chilenen in Hongkong auf dem Programm.

Quelle: Stefanie Hornung, Dozentin am INSALCO für Wirtschaft, Projektkompetenz und Deutsch

Das Berufsbildungszentrum INSALCO der Deutschen Schule Santiago und das German Swiss Business College der Deutsch-Schweizerischen Internationalen Schule Hongkong gehören zu den 140 Deutschen Auslandsschulen, die von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des Bundesverwaltungsamtes im Auftrag des Auswärtigen Amts und unter Mitwirkung der Länder betreut werden. Die ZfA fördert die Schulen in personeller, finanzieller und pädagogischer Hinsicht und begleitet ihre qualitätsorientierte Schulentwicklung. Sie berät bei der Gründung neuer Schulen mit deutschem Profil, beim Aufbau des Deutschunterrichts in lokalen Schulen und bei der Einführung deutscher Schulziele nach internationalen Standards. An rund zehn berufsbildenden Zentren im Ausland wird die duale Ausbildung in kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen angeboten.

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Stand 06.12.2019