Schule der Vielfalt: Wo, wenn nicht hier!
"Und wo, wenn nicht hier in Kalifornien mit einem unserer beiden Schulstandorte mitten im Castro, sollte sonst die erste 'Deutsche Auslandsschule der Vielfalt' sein"
, findet die Schulleiterin der GISSV Kathrin Röschel voller Überzeugung. Das Castro-Viertel im Herzen von San Francisco gilt seit dem Summer of Love im Jahr 1967 als weltweites Synonym für schwul-lesbisches, LGBTQ+-Leben.
Mit einem selbstgemalten farbenfrohen Bild bedankt sich der Grundschüler Alex bei der Neuntklässlerin Leonie, die ihm als Vorlesepatin an drei Freitagnachmittagen die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft nähergebracht hat: "Ich mochte es besonders, wie fürsorglich das Erdhörnchen Habbi in der Geschichte ist"
, sagt Alex. Habbi spielt eine zentrale Rolle in dem Buch "Ein Freund wie kein anderer" und gehört zu den Kinder- und Jugendbüchern des äußerst gelungenen Vorleseprojektes, die altersangemessen Schwerpunkte wie Geschlechtergerechtigkeit, Vielfalt der Religionen, Hautfarben, Überzeugungen, Familien- und Lebenskonzepte aufgreifen. Beim Vorlesen daraus brachten Schulleitungen, Konsulatsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Oberstufenschülerinnen und -schüler sowohl jahrgangs- als auch schulübergreifend Kindergarten- und Grundschulkindern das Thema Vielfalt auf kreative Weise näher. Das Deutsche Generalkonsulat San Francisco sowie die Deutsche Schule Portland waren dabei wichtige Partner.
Eine bereichernde Erfahrung war das Projekt auch für die Vorlesepatin und Schulsprecherin der GISSV Katharina. Die Zehntklässlerin las Grundschülerinnen und -schülern aus dem Kinderbuch "Das kleine Wir in der Schule" vor, das Vielfalt und Zusammenhalt in der Schule thematisiert sowie Kinder darin stärkt, gegen Ausgrenzung einzustehen: "Besonders toll fand ich die direkte Interaktion mit den jüngeren Kindern. Sie waren sehr offen und bereits erstaunlich reflektiert, wenn wir nach dem Vorlesen über die Geschichte gesprochen haben"
, zieht Katharina Bilanz.
Diskriminierungsfreier Umgang miteinander
Das Engagement in Projekten dieser Art zeichnet laut Frank Pohl eine 'Schule der Vielfalt' aus. Pohl ist Projektkoordinator der ‘Schulen der Vielfalt’ und in seinem Videogruß aus Deutschland an die Westküste der USA zur Feier dieser Auszeichnung, die unter COVID- Einschränkungen am 12. Juni 2021 leider nur in kleiner Runde stattfinden konnte, betonte er, wie notwendig dieser Einsatz ist: So sei für 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Berlin die Bezeichnung "schwul" immer noch eine Beleidigung.
Als Beleg dafür, dass der diskriminierungsfreie Umgang miteinander im schulischen Umfeld erlernbar sei und an der GISSV gelebt werde, führte die Schulleiterin Kathrin Röschel in ihrer Rede die Arbeit des Diversity-Committee der Schule an. So entstand aus einer Initiative von Oberstufenschülerinnen und -schüler im März 2019 eine Erklärung zur Vielfalt, die die Haltung der GISSV zu Vielfalt, Inklusion und Gerechtigkeit eindrücklich widerspiegelt. Darin heißt es, "dass wir an der GISSV zu unseren Unterschieden und unserer Vielfältigkeit stehen und wir danach streben, die Mitglieder unserer Schulgemeinschaft nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu respektieren und willkommen zu heißen, ohne Ansehen der/des Alters, Einwanderungsstatus, ethnischen Hintergrundes, Fähigkeit, Geschlechts, Geschlechtsidentität, kulturellen Identität, nationalen Herkunft, physischen Charakteristika, politischen Ideologie, religiösen Glaubens, sexuellen Orientierung oder sozioökonomischen Umstände. An der GISSV erkennen wir unsere Verantwortung an, den Weg in eine Welt zu weisen, die Zugangschancen und Gerechtigkeit für alle fördert."
Dieses Bekenntnis zeigt sich nun auch in dem offiziellen Titel 'Schule der Vielfalt'. Die dazugehörige Plakette, die gut sichtbar an den Eingängen der beiden Schulstandorte in San Francisco und Mountain View angebracht ist, enthüllten symbolträchtig Schülerinnen und Schüler des Diversity-Committee gemeinsam mit dem Generalkonsul Hans-Ulrich Südbeck, der sich zusammen mit seinem Ehemann in San Francisco besonders für sexuelle Vielfalt einsetzt und dessen Sohn selbst die GISSV besucht hat. Der Generalkonsul betonte, wie die GISSV mit dem ausdrücklichen Bekenntnis zu Vielfalt und Toleranz ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag in der heutigen Zeit gerecht wird.
Quelle: Tanja Zimmermann, Head of Middle School, German International School of Silicon Valley
Die German International School of Silicon Valley gehört zu den 140 Deutschen Auslandsschulen weltweit, die von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des Bundesamtes für Auswärtige Angelegenheiten im Auftrag des Auswärtigen Amts offiziell betreut werden. Auf der Grundlage des Auslandsschulgesetzes nimmt die ZfA die Schulaufsicht wahr, berät und fördert die Schulen personell, finanziell sowie pädagogisch und begleitet ihre qualitätsorientierte Schulentwicklung. Die Deutschen Auslandsschulen sind Orte der Begegnung und des interkulturellen Dialogs. Sie legen Wert auf die Mehrsprachigkeit und individuelle Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler, die sowohl deutsche als auch internationale und einheimische Schulabschlüsse erwerben können.
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Stand 29.09.2021