Debattierfähigkeit und Deutschkenntnisse im Praxistest
Anfang März war die Entscheidung gefallen: Erstmals nach 2019 konnte wieder in Präsenzform debattiert werden. Und natürlich war die Freude groß! Das pandemiebedingte "Online-Programm" hat Jugend debattiert Ungarn aber nicht geschwächt. Alle Schulen sind weiter an Bord. Mit der Audi Hungaria Schule Györ wurde sogar eine neue Projektschule gewonnen. Auch der Kreis der Alumni hat sich um einige engagierte junge Leute vergrößert.
Landesfinale in Budapest
Am 26. Mai fand das zwölfte Landesfinale Jugend debattiert Ungarn statt. Die vier Finalteilnehmerinnen und -teilnehmer debattierten im Spiegelsaal der Andrássy Universität Budapest zu der Frage: Soll Ungarn den Euro einführen? Sie präsentierten sich inhaltlich gut vorbereitet und mit hervorragenden Sprachkenntnissen, hörten einander aufmerksam zu, argumentierten kontrovers und gingen dabei respektvoll miteinander um.
Nach gründlicher Jury-Beratung ergaben sich folgende Platzierungen:
- Elizaveta Ablasheva, Österreichische Schule Budapest
- Gergely Péter Oláh, Lajos-Kossuth-Gymnasium Budapest
- Tímea Nadj, Deutsches Nationalitätengymnasium Budapest
- Réka Kratochwill, Frigyes-Karinthy-Gymnasium Budapest
Das Landesfinale ist der feierliche Schlusspunkt der umfangreichen Projektarbeit an den Schulen und des Debattierens in drei vorangegangenen Wettbewerbsrunden.
Debattenunterricht in den Schulen
Das Fundament des Wettbewerbes bildet der schulische Debattenunterricht, der im Umfang von bis zu 18 DaF-Unterrichtsstunden durchgeführt wird. Den Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrkräften ist sein hoher Bildungswert bewusst, auch wegen der hohen Schnittmenge, die es zwischen dem Debattenunterricht und der Vorbereitung auf das Deutsche Sprachdiplom der Stufe II gibt. Die Arbeit an den Schulen ist "ein sehr wichtiger Teil des Projekts, weil man mehr Schülerinnen und Schüler erreicht als allein mit den Wettbewerbsrunden. Für ungarische Schülerinnen und Schüler bedeutet das Kennenlernen dieser Debattenkultur viel",
so Tünde Taxner, Alumna seit 2016 und Jugend debattiert-Trainerin.
In internen Qualifikationsrunden an den 16 Projektschulen qualifizierten sich 32 Debattierende für die erste schulübergreifende Wettbewerbsstufe, die mit vier Schulverbundfinalen stattfand. Austragungsorte waren in diesem Jahr Budapest (2) sowie Mezőberény und Pécs. Darauf folgten die Landesqualifikation und das Halbfinale am Goethe-Institut Budapest.
Deutschsprachiger "Mikrokosmos"
Für aufmerksame Beobachterinnen und Beobachter dieser Veranstaltungen war nicht zu übersehen: An jedem Wettbewerbstag entsteht über die Debatten hinaus ein deutschsprachiger "Mikrokosmos", ein Raum, in dem sich Schülerinnen und Schüler sowie deutsche und ungarische Lehrkräfte aus verschiedenen Regionen Ungarns begegnen, unterschiedliche Ansichten austauschen, neue Ideen entwickeln. Die Projektarbeit ist immer auch Sprachpraxis, Kommunikation in deutscher Sprache.
Das wurde in besonderer Weise von den acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern des internationalen Siegertrainings erlebt. Sie trafen sich in Vorbereitung auf die Halbfinale zu einem Debattentraining in Dresden mit Jugendlichen aus Bulgarien, Polen, Tschechien und der Slowakei. Elizaveta Ablasheva, Landessiegerin 2022, berichtete: "Es war spannend, miteinander über relevante Themen zu debattieren... Da wir unterschiedliche Muttersprachen hatten, war Deutsch die Sprache, auf der wir am besten kommunizieren konnten, und das hat uns gezeigt, wie nützlich es ist, Fremdsprachen zu lernen."
Domonkos Kovács, Alumnus seit 2021, hebt hervor, wie motivierend die Atmosphäre des ganzen Projekts sei und wie es die Teilnehmenden als Persönlichkeit bereichere, eine "demokratische Streitkultur in deutscher Sprache" zu erleben, sich über unterschiedliche Standpunkte auszutauschen und die eigene Perspektive zu erweitern.
Elizaveta und Gergely werden Ungarn bei der Internationalen Finalwoche im September 2022 in Budapest vertreten.
Quelle: Frank Cöster, ZfA-Koordinator für "Jugend debattiert MOSOE" in Ungarn
Jugend debattiert Mittel-, Ost- und Südosteuropa" ist ein Wettbewerb für Deutschlernende aus Schulen in zwölf Ländern in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Das Projekt regt die Teilnehmenden zur kritischen Auseinandersetzung in deutscher Sprache mit politisch und gesellschaftlich relevanten Themen an und leistet einen Beitrag zur politischen Bildung. "Jugend debattiert Mittel-, Ost- und Südosteuropa" ist ein Projekt des Goethe-Instituts, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA).
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Stand 29.06.2022