Mehr debattieren im Unterricht: Fortbildung Jugend debattiert für ganz Brasilien

Die Lehrkräfte bzw. Fachleitungen für Deutsch als Fremdsprache aus ganz Brasilien, die an ihren Schulen für Jugend debattiert verantwortlich sind und bestrebt sind, Methoden und Übungen des Formats systematisch und möglichst früh in das Deutsch-Curriculum ihrer Schulen zu integrieren Quelle: Colegio Cruzeiro

Ziel des Seminars war es, unterschiedliche Methoden und Übungsformen von Jugend debattiert einzuüben. Der Fokus lag hierbei auf Übungen, die unmittelbar und ohne größere Vorbereitung in verschiedenen Jahrgangsstufen im Unterricht für Deutsch als Fremdsprache eingesetzt werden können. Als kommunikations- und handlungsorientierte Methoden bereichern diese nicht nur den Unterricht, sondern die Schülerinnen und Schüler entwickeln auch die Kompetenzen, die notwendig sind, um in der Fremdsprache über Entscheidungsfragen sachgerecht und sprachlich überzeugend zu diskutieren. 

Mit Wolfgang Gerhardt-Acquarone, Schulleiter am Albert-Einstein-Gymnasium in Berlin, konnte für die Fortbildung ein sehr erfahrener Fortbilder gewonnen werden, welcher mehrere Bundespreisträgerinnen und -preisträger im Jugend debattiert-Wettbewerb trainiert und zudem den Wettbewerb in Iberien eingeführt hat.

Keine Debattier-Müdigkeit zu spüren

Die drei Fortbildungstage waren vielseitig gestaltet: Nach einer Runde zum gegenseitigen Kennenlernen wurde zunächst die Themenfindung angesprochen. Im Anschluss wurden mit Hilfe von Redemittelkarten ausgewählte Themen in Form von (Mikro-) Debatten erprobt. Zur Abwechslung und auch körperlichen Aktivierung gelang es Gerhardt-Acquarone, unter anderem durch die Methode der Rhythmuskette und das gemeinsame Singen im Kanon, keine Debattier-Müdigkeit aufkommen zu lassen. Gleichwohl wurde vielen Teilnehmenden durch die eigene Teilnahme an den Debatten erst richtig bewusst, wie schwer es ist, auf hohem Niveau zu debattieren und wie viel ihren brasilianischen Schülerinnen und Schülern in der Fremdsprache abverlangt wird.

Mit Hilfe von Redemittelkarten wurden ausgewählte Themen in Form von (Mikro-) Debatten erprobt Quelle: Colegio Cruzeiro

Nicht zu kurz kommen durfte auch nicht die Jurorenschulung. Wie schwer es ist, im Wettbewerb wirklich die Leistungsstärksten auszuwählen, zeigte die gemeinsame Bewertung eines deutschen Bundesfinales, wo es zu sehr unterschiedlichen Bewertungen kam und auch der Referent eine andere Wahl als die eigentliche Jury getroffen hätte. 

Wertschätzendes Feedback als Motivation

Noch wichtiger für das Unterrichten ist jedoch die Frage, wie den Schülerinnen und Schülern ein wertschätzendes und konstruktives Feedback gegeben werden muss, damit sie motiviert werden, sich auf der Basis des bereits Erreichten stetig weiterzuentwickeln. Dies auch deshalb, weil 2025 das Südamerika-Finale des Jugend debattiert-Wettbewerbs in Rio de Janeiro stattfinden wird. Toll wäre es aus brasilianischer Sicht, wenn bis dahin die erlernten Methoden und Übungen von Jugend debattiert so intensiv im DaF-Unterricht Anwendung gefunden haben, dass es einer brasilianischen Schülerin oder einem brasilianischen Schüler gelingt, als "Gastgebende" im Finale mit dabei zu sein.

Quelle: Michael Dahms, Fachberatung São Paulo

Jugend debattiert ist ein internationaler Wettbewerb für Deutschlernende aus Sekundarschulen, der an zahlreichen von der ZfA betreuten Schulen weltweit durchgeführt wird. Das Projekt regt die Teilnehmenden zur argumentativen Auseinandersetzung in deutscher Sprache mit politisch und gesellschaftlich relevanten Themen an und leistet einen Beitrag zur Demokratiebildung. Jugend debattiert wird gemeinsam von der ZfA und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung durchgeführt.