Starke Debatten beim polnisch-ukrainischen Landesfinale in Warschau
Bei der ersten gemeinsamen polnisch-ukrainischen Finalveranstaltung am 4. Juni in der Deutschen Botschaft Warschau konnten die jungen Deutschlernerinnen die Jurys von ihren Kompetenzen im regelbasierten Streitgespräch überzeugen. Auch die jeweils Zweitplatzierten fahren mit nach Berlin: Jakub Stefanowski (16) vom Lyzeum Nr. 17 in Warschau und Kateryna Hlazkova (16) vom Profillyzeum in Oleksandrija in der Zentralukraine.
Der Festsaal der Botschaft Warschau in Debattierlaune: Zunächst diskutierten die polnischen Landesfinalisten engagiert über die Frage, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt werden soll. Auf der Position "Pro 2" plädierte Marta für diesen Finanztransfer: "In Zeiten, in denen künstliche Intelligenz Arbeitsplätze gefährdet, erlaubt ein Grundeinkommen den Menschen, sich weiterzubilden."
Die ukrainischen Deutschlernenden stritten anschließend über die Frage, ob der 8. März als gesetzlicher Feiertag in der Ukraine abgeschafft werden soll. Obwohl dem Feiertag von Kritikern "sowjetische Folklore"
attestiert wurde, plädierte Anna auf der Position "Contra 2" strikt gegen die Abschaffung. "Wir brauchen dieses starke Signal für eine gleichberechtigte Stellung der Frau in der Gesellschaft."
Diversität von Meinungen akzeptieren
Von der sprachlichen und inhaltlichen Qualität der jeweils 24-minütigen Debatten waren Jury und Gäste gleichermaßen beeindruckt. "Genau diese Debattenkultur wird für Ihre Generation eine zentrale Herausforderung"
, hatte Viktor Elbling, deutscher Botschafter in Warschau, zuvor noch in seinem Grußwort betont. Auch Heike Toledo, die Leiterin der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), hob die Bedeutung des Wettbewerbs für die "Entwicklung mündiger Persönlichkeiten"
hervor: "Es gibt keine Alternative zur faktenbasierten Realität."
Jan-Jonathan Bock, der bei der gemeinnützigen Hertie-Stiftung den Wettbewerb leitet, sieht einen ganz zentralen Sinn darin, für einen "respektvollen Umgang zu werben und die Diversität von Meinungen zu akzeptieren."
Nach der Siegerehrung waren nicht nur die frisch gekürten Landessiegerinnen überglücklich, sondern auch Martin Janczyk (Białystok) und Roland Hartmann (Kyjiw): Die deutschen Lehrkräfte organisieren "Jugend debattiert“ in Polen und der Ukraine. Die besondere Stärke des Landesfinals: In den Jurys und in der Moderation arbeiteten erfahrene Lehrkräfte mit jungen Projektalumni zusammen, die teils erst im Vorjahr selbst die Landesfinale gewonnen hatten.
Quelle: Dieter Jaeschke, ZfA-Fachberater für Deutsch Odessa
"Jugend debattiert" ist ein Wettbewerb, an dem sich Deutsche Auslandsschulen, Deutsch-Profil-Schulen und DSD-Schulen beteiligen können. Mittlerweile wird in rund 30 Ländern in Europa, Asien und Amerika debattiert. Die ZfA führt den Wettbewerb in Kooperation mit der Hertie-Stiftung und weiteren regionalen Partnern durch. Das Projekt stärkt die Debatte als Medium demokratischer Auseinandersetzung, fördert zivilgesellschaftliche Kompetenzen und die aktive Mehrsprachigkeit.
Seitenfunktionen
Stand 06.06.2024