"Die Schule ist eine Oase" - als Lehrerin in Nairobi

Kenia ist facettenreich und erstreckt sich nicht nur vom Meer bis in den Regenwald, sondern auch baulich von der Lehmhütte bis zur Metropole. Wer nach Kenia kommt, kann erkunden, was es heißt das koloniale Erbe zu tragen und in die Moderne aufzubrechen. Ein Land voller Rückblicke, Lichtblicke und Ausblicke lädt ein, entdeckt zu werden.

Bilder aus Nairobi

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Gemeinsames Training im Pool Gemeinsames Training im Pool Quelle: Ulrike Orao

2013 kam ich an die Deutsche Schule Nairobi und möchte gerne noch länger bleiben. Unsere kleine Schule wächst und gedeiht und ist in Nairobi seit fast 50 Jahren fest etabliert. Kindergarten und Schulgebäude erstrecken sich auf unserem grünen Schulgelände und werden vom Pool, zahlreichen Sportmöglichkeiten und den Spielplätzen des Kindergartens umrahmt. Hier grüßen sich Groß und Klein. Meine zweijährige Tochter geht mit einer Sechstklässlerin Schwimmen und mein fünfjähriger Sohn grüßt am Morgen die Oberstufenschüler und wird oft liebevoll bis zum Kindergarten begleitet. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Service für Lehrerkinder. Auch bei Wettbewerben und Schulfesten, Projekttagen und Sportfesten arbeiten Schüler der verschiedenen Klassenstufen zusammen.

Klein aber fein

Die Deutsche Schule ist eine kleine Schule, die vom Kindergarten bis zum Abitur führt. Die Nähe der verschiedenen Einrichtungen erleichtert die Kooperation der verschiedenen Stufen und erlaubt Rück- und Ausblicke auf Schulbiografien. Übergänge können harmonischer gestaltet werden und Kommunikation und Veränderungen sind schneller möglich und sichtbar. Unsere Klassen sind mit durchschnittlich 18 Schülern noch übersichtlich und erlauben Differenzierung, Förderung und individuelles Lernen. Dies wird auch durch eine Schulsozialarbeiterin und einen Sonderschulpädagogen unterstützt. Darüber hinaus wirbt die Schule aktiv um Schüler des Gastlandes und hat es in den vergangenen Jahren erfolgreich geschafft, kenianische Schüler in die Schulgemeinschaft zu integrieren und zum deutschen Abitur zu führen.

Auch der Kontakt zur umliegenden Gemeinde wird gepflegt. Die Schule sucht nicht nur aktiv den Austausch mit der lokalen Star Kids Schule, sondern öffnet auch immer wieder ihre Pforten für kulturelle Veranstaltungen. So findet jährlich ein Flohmarkt statt, es wird zum Tag der offenen Tür eingeladen oder zu Theater- und Musikveranstaltungen. Die Schüler, Eltern und Kollegen engagieren sich.

Leben in Nairobi

Nicht selten werden wir in Deutschland nach unserer Wohnsituation gefragt: Ob es denn Strom und fließend Wasser gäbe, die Infrastruktur ausgebaut sei. Die Antwort ist oft nur ein müdes Lächeln. Nairobi ist eine moderne Metropole. Die Häuser und Einkaufsmöglichkeiten haben europäischen Standard; das Nahverkehrssystem ist durch Busse und Matatus, örtliche Minibusse, erschlossen. Auch ein eigenes Auto kann hier problemlos erworben werden.

Die Kunst- und Restaurantszene vibriert und die vielen neuen Hotels übertreffen sich mit Bars, die ein besonderes Erlebnis über den Dächern Nairobis versprechen. Das nahe und ferne Umland rundet diesen Eindruck schließlich ab, denn auf Safari kann man die Tiere Afrikas entdecken, im Viktoriasee nach Nilpferden Ausschau halten, an der Küste schnorcheln und im Regenwald wandern. Diese Vielfalt reizt auch viele Familien. Wir haben drei kleine Kinder und genießen die Möglichkeiten, denn auch Nairobi erlaubt ein abwechslungsreiches Familienleben. Von Swimming-Pool bis Pony Camp, von Hochseilgarten bis Keramikkurs, 300 Tage Sonnenschein im Jahr wärmen nicht nur das Gemüt, sondern lassen auch die Abenteuerlust aufleben.

Wer allein kommt, braucht sich auch nicht sorgen. Es gibt viele Möglichkeiten Kontakte zu schließen. Sport und Kunst, Reisen und Shoppen verbinden. Die verschiedenen communities sind vor allem über Facebook gut organisiert, tauschen sich aus und erlauben Anschluss. Nairobi hält für den abenteuerlustigen Single genauso viel parat, wie für den heimeligen Familienmenschen.

Unsere Suche nach Familienleben, Lebensqualität und Zuversicht hat uns nach Nairobi geführt und einen bereits vierjährigen Aufenthalt beschert. Die Arbeit an der Schule erfüllt mich und macht mir Freude und ich freue mich auf jeden, der meine Kollegen und mich vielleicht dabei begleitet.

Ulrike Orao

Ulrike Orao ist Ortslehrkraft an der Deutschen Schule Nairobi und unterrichtet Deutsch und Englisch in der Sekundarstufe. Sie engagiert sich im Lehrerbeirat, hat eine Klassenleitung und ist Stipendiatenbeauftragte das kenianische Stipendiatenprogramm der Schule.

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Stand 02.05.2018